Der Chronist ist heile in dieser besonderen Stadt angekommen und beschließt spontan die Höchstpunktzahl des Bewertungsschemas Eurovision zu vergeben. Er hat heute irgendwie besonders Glück gehabt, einschließlich der weißen Laken in dieser Orgie aus Marmor, Kristall und Teppich (die Zimmer waren schon etwas bescheidener).
Little America, kannte er bisher nicht, bezahlbar
Heute morgen hat er ziemlich geklüngelt. Es war einfach zu kalt draußen. Zwar schien die Sonne, aber es war frisch.
Keine Temperatur für alte Männer
Es war dieses Motel alt aber sauber und der Betreiber eine interessante Figur. Der Chronist kommt nicht drauf, an welchen amerikanischen Film und an welchen Schauspieler darin er ihn erinnert. Eher klein, glatt nach hinten gegelte, schwarze Haare, ein freundliches Gesicht und geht nicht aus Altersgründen mit einem Krückstock. Vielleicht kann die Leserschaft weiterhelfen. Es gibt ein besonderes Frühstück auf altem, schönen Porzellan (das Hobby seiner Frau).
Der Chronist nimmt sich das Frühstück mit aufs Zimmer, weil es gleich eine Pressekonferenz geben soll mit Mr. Trump. Dieser wurde gerade frisch in allen vierunddreißig Anklagepunkten in New York für schuldig befunden. Der Chronist sieht Mr. Trump zum ersten Mal in einer längeren Sequenz. Er versteht nicht alles, aber was er mitnimmt: Mr. Trump ist ein begabter Geschichtenerzähler. Dieser Morgen war die erste Gelegenheit, dass der Chronist das Fernsehen angemacht hat. Vor Trump sah er einen Kanal, in dem ein Jesse Kelly in seinem eigenen Kanal America on fire den Leuten weiß machen will, dass es sowohl in den Verwaltungen und bei Gerichten eine kommunistische Verschwörung gibt, als dass auch draußen sogenannte Straßenkommunisten agieren, die von den Intellektuellen gesteuert und finanziert werden. Auf einem anderen Kanal erläuterte ein runder Tisch aktuelle Geschehnisse mit Bezug zur Bibel und lies Publikumsfragen zu. Allen ist eine ziemliche Uniformiertheit gemein, die in Betonfrisuren ihre Vollkommenheit findet.
Donnerwetter, dachte sich der Chronist, haben die nichts besseres zu tun und kann man davon leben? Und, da kann man als gemeiner Bürger eine Menge Zeit vorm Bildschirm verbringen und am Ende noch geistig ins Schleudern kommen.
Es war zwischendrin so warm geworden, dass er erleichtert den Fernseher ausschaltete und sich auf den Weg machte. Wegen dessen Besonderheiten musste noch einmal der Walmart dran und dann ging es wieder auf die Autobahn.
Er überschritt wieder eine Grenze. Utah, genauso baumlos, aber farbiger. Warmtonige Felsformationen begleiteten die dem Tal folgenden Linien der Eisenbahn und der Interstate.
Die Wiese ist ein Erdhörnchenparadies
Anders als in Wyoming, darf in Utah achtzig Meilen in der Stunde gefahren werden. Es knattert und jault deshalb noch ein bisschen mehr.
80 mph
Was dem Chronisten gestern so Respekt einflößte, nämlich diese lange Strecke ohne Versorgung, verdunstete ins Nichts. Er war schneller dadurch als er Hunger entwickeln konnte.
Wie ein Mirakel tauchte dann in dieser Bergwildnis neben der Straße unter anderen Angeboten der Versorgung ein Whole Food Supermarkt auf. Ihr erinnert euch vielleicht, diese Kette von Amazon, die es auf die sehr gut betuchte, earthfriendy und organic orientierte Kundschaft abgesehen hat. Der Chronist geht immer mit Widerwillen hin, muss aber gestehen, dass der Kaffee perfekt und die Muffins ziemlich herausragend sind (was er von der Haushaltsfolie fürs Rennradeinpacken nicht behaupten konnte).
Er setzte sich mit Kaffee und Süßem in die Sonne und in den Weg von Anya. Anya war am Rad und an der Idee interessiert und klärte den Chronisten über den Grund der Ansiedlung dieses Whole Foods mitten im Gebirge auf. Er befände sich in Park City. Ein berühmter Ski- und Sommersportort, vergleichbar mit Aspen. Das erklärte auch die Anwesenheit der Porsches, Audis und der ganzen Palette Infinitys. Hier könne man sich nur als Millionär das Leben leisten.
Anya schwärmte dem Chronisten von Salt Lake City vor, von der Universität, den Salzseen und anderen Vorzügen, die er vergessen hat. Sie wußte über die Luftqualität der Stadt und erzählte, dass Utah im Moment der begehrteste Staat für die Rohstoffindustrie ist. Sie amüsierte sich sehr über des Chronisten Frage und lieferte mit Überzeugung 0-0-100, obwohl sie nicht gläubig ist.
Anya, weiß viel, hat keinen Beruf, lehrt Ski, Moutainbiken und passt im Moment auf das Haustier eines Freundes auf
Nach Park City musste der Chronist noch mal klettern. Es fiel ihm nach einhundert Kilometern in den Beinen schwer und der Verkehr nahm noch mal auf vier Spuren zu. Aber er kannte ja den Längsschnitt!
Von jetzt an nur bergab
Mehr als fünfundzwanzig Kilometer bergab ohne Bremsen, nur bei den Aus- und Einfahrten den rückwärtigen Verkehr beachten. Um fünfzig Stundenkilometer kamen dabei rum, einschließlich laut gegrölter Lieder. Salt Lake City lud den Chronisten regelrecht ein. Glatte, großzügige Straßen und Grünanlagen.
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Ein junger Mann schickte ihn für den Ankommerdrink in die Whiskeystreet. Weil er mit dem Türsteher des Lokals seiner Wahl nicht klar kam (es sei Gesetz, dass man in Utah vor dem Eintritt in Bars seinen Ausweis zu zeigen hat, in Wirklichkeit passte ihm das Gesicht des Chronisten nicht) wechselte er um die Ecke zu Jazz, Soul und Bier, ohne Ausweis und Türsteher.
Livemusik
Natürlich fällt der Chronist mit Rennrad und seiner Kleidung an diesem Feierabend am Freitagnachmittag unter den Gästen auf. Katie freute sich wie eine Schneekönigin über die Idee des Chronisten und hatte 0-0-100 und eine Umarmung für ihn.
Respekt! Man beachte noch die Beigabe aus Schnaps. Im Uhrzeigersinn: Katie, Elizabeth, Morgan. Alle arbeiten im Gastgewerbe
Am Nachbartisch ist man nicht weniger freundlich und offen und gibt gerne Auskunft.
Andrew 0-10-90, Jeremy 0-80-20 und Steve 0-0-100
Sie alle sind Rechtsanwälte. Jeremy und Steve sind verheiratet und haben Kinder. Steve gab zu, dass der Prozess und der Schuldspruch gegen Mr. Trump auch einen politischen Hintergrund habe. Das sahen wohl auch Mr. Trumps Anhänger so, weshalb sie mal fix just nach dem Schuldspruch weit über dreißig Millionen Dollar spendeten und das wohl nicht nur in großen Teilbeträgen.
Erst wollte der Chronist hier in der Stadt zum Friseur. Aber jetzt wartet er auf Empfehlung Andrews bis er in Las Vegas ist. Er soll dort die Atomic Style Lounge probieren und hofft, dass der Name Programm ist.
Es war ein besonderer Tag. Gute Nacht zusammen.