Hallo in die Runde. Der Chronist hofft mal, dass das Wetter, wo es euch gerade trifft, einfach mal angenehm ist. Bei ihm sieht das anders aus. Er ist in mehrfacher Hinsicht im Vorhof der Hölle gelandet: In Mesquite, einhundertdreißig Kilometer von Las Vegas entfernt. Er kam gegen halb vier hier an, mit einer Stunde Zeitgewinn, der letzten auf dieser Reise und stieg aus dem Bus in eine höllenheiße Luft. Der schwarze Asphalt des Parkplatzes setzte der amtlichen Lufttemperatur noch mal ein Krönchen auf. Er hat seine Querung des Kontinents auf 38° ausgerichtet, aber Breite und nicht Celsius!
Wie kommt man als Dicker damit klar?
Jetzt schleicht sich doch etwas Panik ein wegen morgen, er hat nicht nur den Wind als Gegner sondern auch noch das Thermometer.
Je weiter nach Süden, je kleiner der Bus
Er machte erstmal etwas umständlich auf dem Parkplatz seine Maschine fertig, der Mann der ihm dabei zuschaute, kam aus Dortmund und war mit einem Leihwagen unterwegs. Er hatte auf seiner Rundreise extra hier angehalten, die Mannschaft seiner Heimatstadt gegen Real Madrid verlieren zu sehen. Irgendwie seltsam, wie sparsam Landsleute im Ausland manchmal in der Rede sind. Auf Nachfrage schickte er den Chronisten um die Ecke in ein Riesenhotel mit angeschlossenem Casino, wo er an der Rezeption eine andere Vorhölle gewahr wurde. Ein riesiger Raum voller bunter Spielautomaten.
Wer denkt sich so etwas aus? Wie kann man darin Stunden, Tage verbringen?
Damit hatte er erst in Las Vegas gerechnet. Wie Kinder auf das Smartphone starrten Frauen und Männer auf die blinkenden Scheiben. Keine zehn Minuten möchte der Chronist mit ihnen tauschen. Oder sollte er es doch einmal versuchen?
Das Hotel ist billig, weil die Zimmer vermutlich von den Spielautomaten mitfinanziert werden. Er kann sogar in einem größeren Pool den Körper einmal entspannen. Mesquite liegt schon in Nevada und ist Grenzstadt zu Utah. Da ist Glücksspiel verboten, da heißt die größte Bank ja auch Zion Bank!
Politisch hat der Chronist heute nichts zu bieten. Er ahnt sowieso, dass es langsam langweilig wird. Es würde vielleicht interessanter, wenn es ihm gelänge, an mehr Geschichte seiner Gegenüber zu kommen. Menschen sind immer interessant.
Er möchte gerne noch zwei Dinge zu heute erzählen. Fast direkt von seinem Hotel fuhr eine Straßenbahn ihn für wirklich kleines Geld die 22 km zum internationalen Flughafen von Salt Lake City, von wo der Bus startete.
Stadtrundfahrt für kleines Geld, die Mehrheit fährt dennoch Auto
Und er konnte in Ruhe diese großzügige, grüne, moderne Stadt genießen und über den brandneuen, schicken Airport staunen.
Dann hat er über sechs Stunden in zwei verschiedenen Bussen gesessen und noch einmal wieder unter die Nase gerieben bekommen, wie riesig das Land ist und wie menschenleer.
Besonders hier, wo die Natur so menschenfeindlich ist. Mageres Trockengras, Salbeibüsche, mannshohe Sträucher, die der Chronist aus dem Bus nicht identifizieren kann. Und doch zwischendrin immer mal wieder große Industrie- oder Gewerbeanlagen.
Es hat der Chronist in Peggy Sue‘s 50 Style am Ende des Tages Angstessen zu sich genommen, im Supermarkt Nüsse und Wasser gekauft und etwas Schokolade, die zum Schreiben gut tut. Der Wecker steht auf vier Uhr morgens, um kurz nach fünf geht die Sonne auf. Da muss er schon auf der Interstate rollen. Er will ja auch unbedingt zum Atomic Style Friseur in Las Vegas vor Ladenschluss sein.
Machts gut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen