Ein Satz, der dem Chronisten, seit er 2018 in seinen Wortschatz überging, sofort Bluthochdruck verursacht. Diesmal wird es ernst. Er fährt mit Trailroad. Einer anderen Gesellschaft, die es auf keinen Fall laufen lässt und der Fahrer ist nicht boshaft, sondern nur regeltreu, so dürfen sie das Rad nicht transportieren. Der Chronist entwickelt Panik, sieht seinen Plan verduften und den Westen im Nebel verschwinden. Also kämpfen. Vielleicht hätte ja der Schalter Boxen. Hat der nicht, und die Schwarze von dort, deren Erscheinung noch aus der Zeit stammt, als sie im Chor mit Aretha Franklin auf Tour war, kümmert das wenig.
Am Gate zeigt er dem Fahrer die große Plastiktüte, die über den Rand eines großen Müllbehälters lappt. Wäre das ok? Er nickt. Der Chronist kippt kurzerhand den Müll in einen anderen Eimer und den Hintern des Scott in die Tüte. Der Fahrer nickt wieder. Der Bus ist sauber, modern mit Bildschirmen ausgestattet und ziemlich voll. Es hat funktioniert, stört den Chronisten aber irgendwie.
Hoffentlich ist der Umsteigefahrer damit auch glücklich
Er muss einmal umsteigen und ist gespannt, was der nächste Fahrer dazu sagt. Jetzt in der Pause sitzt er im tiefsten Mittwesten in einem lokal geführten Restaurant, um ihn riesige Parkplatzflächen und irgendwie weit verstreut 24000 Einwohner, die Burlington ausmachen. Drei Stunden hat er Zeit euch was nachzuerzählen. Keine Angst, das wird schon nicht zu viel.
Er hat jetzt zum ersten Mal, wie angekündigt, einen Tag ausgelassen. Er war bei der Schwägerin eines alten Freundes verabredet, Sabine.
Aus dem hauseigenen Leseraum im sechsundfünfzigsten Stock
Sie hat ihn nicht nur in ihrer spektakulären Wohnung im achtundzwanzigsten Stock, direkt am Michigansee untergebracht. Sie hat seine Wäsche gewaschen, ihm die monatliche Spritze verpasst, weil sie auch Ärztin ist und sie hat ihn mit ihrem quirligen Freund Alan ausgeführt. Das war lustig und interessant und am Ende spät. Danke Sabine, danke Alan. Um fünf Uhr morgens musste er wieder aufstehen, zum Busbahnhof.
Alan und Sabine diskutieren die Frage
Alan denkt schnell. Auf des Chronisten Frage rattert er los: 100 % Jesus. Die Politik ist unfähig. Sie hat die Wirtschaft so gestaltet, dass das Verhältnis vom CEO Gehalt zum Durchschnittsverdienereinkommen seit den siebzigern von eins zu acht auf eins zu fünfzig gestiegen ist. Sie hat es nicht geschafft für mehr bezahlten Urlaub zu sorgen, für bezahlten Mutterschutz, für eine Krankenversicherung und hat heute die Bilanz von 120000 Drogentoten aus dem letzten Jahr an den Hacken.
Alan ist auch Arzt, wird Mr. Biden wählen und am Wochenende eine Rede für ein Ehemaligentreffen von Harvardstudenten vorbereiten. Sabine hat siebentägige Schichten und im Moment vier Wochen frei. Als Deutsche hält sie sich aus dem Thema raus, scheint aber doch etwas pikiert zu sein, dass Alan gewisse Notwendigkeiten in der Politik auch aus dem Baukasten Trump sieht.
Beim Start in South Bend am gestrigen Morgen hatte der Chronist mal einen anderen Teil der Gesellschaft am Haken.
Rick and Jim machen Geschäfte beim Frühstück
Rick und Jim lassen sich gerne stören, begreifen fix was er will und kommen mit 20-20-60 sowie ⅓ - ⅓ - ⅓ um die Ecke. Rick meint, wenn wir zu 60% Jesus in uns haben, werden die restlichen, notwendigen 40 % zwangsläufig gut arbeiten. Der Chronist vergaß nach ihren persönlichen Daten zu fragen. Sorry.
Das Kurbeln ließ sich bestens an. Der Verkehr war erträglich, teilweise konnte er kilometerlang im Baustellenbereich die nagelneue Fahrbahn allein benutzen.
Ein paar Kandidaten wüsste der Chronist wohl
Flaches Land und Rückenwind. Hier herrscht Landwirtschaft vor. Über die riesigen Schläge rauschen in Staub eingehüllt Ackerschlepper, die des Chronisten Enkel allergrößten Entzücken bereiten würden. Haushohe rote Case Maschinen mit vier gleich großen Gummiraupenantrieben, die als überdimensionale Dreiecke an den Seiten für Vortrieb und geringen Bodendruck sorgen.
Die Sonne scheint, Michigan lässt er dummerweise rechts liegen. Warum nicht bei einer Tasse Kaffee einen Blick werfen? Nach einer Pause wird es Richtung Norden tiefschwarz am Himmel. Da rutscht selbst dem Chronisten das Herz nach unten. Auf den letzten Drücker flüchtet er in eine rostige Industriehalle am Straßenrand. Glück gehabt.
Sturzregen um Chicago
Zwischen Ölfässern und Werkzeugbänken werden Großgeräte für den Spezialtiefbau repariert. Maschinen für die Gründung von Hochhäusern. Immer eine schwere und laute Drecksarbeit. Er versteht nicht sehr viel, was ihm die Leute in Slang und hoher Geschwindigkeit erklären. Der Himmel erbricht sich colossal über der Halle. So, dass der Chronist in freier Wildbahn zwar knapp überlebt hätte, aber für Tage unbrauchbar geworden wäre. Die Teile seiner Ausrüstung für immer.
Bis zur Befahrbarkeit der Straße reichte die Zeit Casey zu befragen. Er ist verheiratet, hat zwei Mädchen und scheint Chefmonteur zu sein.
Casey, 25-25-50
Die Männer verabschieden den Chronisten mit besten Wünschen und warnen ihn vor den jugendlichen Banden der Stadt.
Die knapp vierzig Kilometer bis zum Zentrum führen an Tanklagern, ausgeweideten Stahlwerksleichen und großen, dampfenden Industrieanlagen vorbei. Chicago lässt sich nicht so einfach erobern. Erstens lagen mehr als 140 km zwischen Startpunkt und Ziel und zweitens, und das hat der Chronist noch nicht erlebt, spielt der blaue Punkt in den Hochhäuserschluchten verrückt, wandert unkontrolliert hin und her. Zur Gastgeberin findet er nur über das traditionelle Orientieren an Straßennamen. Er ist nicht beschossen noch ausgeraubt worden.
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PS Der Chronist möchte Etienne nicht unterschlagen, der neben ihm im Bus sitzt, nach Davenport, Iowa reist, und ihn aus seinem tief dunklen Gesicht in einer Mischung aus Unglauben, Spott und Freude von der Seite ansieht. Etienne will wieder und wieder wissen, warum der Chronist das macht, was er macht. Ob er Journalist sei? Und er akzeptiert die Frage nicht. Man könne niemanden mit Jesus vergleichen oder auch nur Teile von ihm in Anspruch nehmen.
Er hat vier kleine Kinder und antwortet ausweichend auf die Frage, was er beruflich macht mit Factoring. Er ist der Meinung, dass Politiker nur ihre eigenen Interessen bedienen. Er hat keine Ahnung und will es auch nicht. Er akzeptiert was kommt. Wie es in Deutschland aussieht? Der Chronist meint gut und fügt hinzu, dass dennoch viele Leute sich beschweren und beklagen. Seiner Meinung nach oft ungerechtfertigt. Und da lässt sich Etienne nicht von seiner Meinung abbringen, dass die Leute damit recht hätten. Wenn die Politik nicht richtig arbeite, würde das Volk das klar erkennen. Der Chronist und er kommen nicht auf einen Nenner. Doch nach dieser besonderen Stunde ist Etienne wenigstens überzeugt, dass der Chronist schon wisse was er mache und kann ihn in Frieden ziehen lassen. Am nächsten Stop lässt sich Etienne nicht davon abbringen, ihm Kaffee und Schokolade zu kaufen. Danke!
Der Chronist hat guten Willen gezeigt, den Müllbeutel mit Haushaltsfolie aus dem Dollarstore ergänzt und so verschwand das Scott ohne Diskussionen im Buskeller.
Super. Macht es gut.