Donnerstag, 30. Mai 2024

TBJ_11 Denver ohne Clan - Rocky Mountains mit Schnee

Weiße Laken im Souterrain bei Paris H. in Denver. Heute mal der Reihe nach. Weil der Chronist Respekt vor der Distanz hatte, verließ er Fort Morgan nach einem Kaffee und Apfel im Bett schon um sieben. Das Duschwasser vom Vortag ruhte noch in der Wanne.

Hinter den Gleisen rechts ab

Es war frisch aber irgendwie auch schön. Blauer Himmel, auf der Nebenstraße wenig Verkehr, links und rechts Landwirtschaft mit einem ausgeklügelten Bewässerungsystem. Und er hatte Rückenwind. So richtig, dass er meistens im drittgrößten Gang fahren konnte. Da singt man schon mal laut und schräg Lieder. Die Schwalben hat es nicht gestört. Auf einer Seite neben ihm brummten manchmal Güterzüge vorbei. Nördlich begleitete ihn die Interstate 76. Da, wo seine Nebenstraße in einem Schlenker die Gleise kreuzte, gab es eine Ansammlung von Häusern, ein paar Geschäfte für Farmzubehör und es gab einen Frühstücksladen nach seiner Mütze. Sauber, handmade, der einzige Gast vor ihm, war gerade gegangen.


Im Gastraum herrschte die Tochter, in der Küche hinter der Durchreiche die Mama. Ein kleiner Neffe der Saalchefin wurde jeden Morgen vom Papa hier abgeliefert, seine Mama war für ein paar Tage in Kalifornien und in dieser Häuseransammlung gab es keinen Kindergarten. Der Chronist hatte keine Ahnung, was er wollte und nahm das heutige Angebot.


Gehört zur fragmentarischen Welterkundung; er kann sich ja heute abend im Supermarkt wieder Salat holen; dafür servierte sie mit der Anrede "Here honey…"

Von ihrer Antwort auf seine Standardfrage hier in der tiefsten Provinz war der Chronist überrascht: 100 für Jesus, die beiden anderen seien doch Idioten. Sie dämpft dabei die Stimme, wohl das ihre Mama das nicht hört.


Prairie Ranch House; wer mal in der Nähe ist

Irgendwie hätte diese Wirtschaft viel mehr Publikum verdient. Mama und Tochter geben ihr Bestes.


Er hatte es nicht mehr genau vor Augen, aber letztlich ging ein Teil dieser Strecke nur über die Interstate. Das heißt so richtig Autobahn. Die Oberflächenqualität war super, die Shoulder sauber, was kein Wunder ist, wenn nebendran die LKW mit 130 km/h vorbeirauschen. Da bleiben keine Kleinteile liegen, die ihm ein Loch in den Reifen machen könnten. Eher eine Sieblinie von Stücken, bei denen der Chronist zu Fall käme, würde er sie nicht umkurven. Es war alles ein bisschen aufregend. Was würde die Polizei sagen? Nichts, es kam keine und mit den anderen Verkehrsteilnehmern hat er sich vertragen. Das Video gibt ein bisschen die Szenerie wieder.

Interstate 76

Irgendwann konnte er dann wieder eine parallel verlaufende Nebenstraße fahren. Und da hat er sich dann etwas geschämt. Er hatte Hunger und es gab nichts anderes als KFC. Also hat er sich sofort bei dem Hühnchen entschuldigt. Diese massive Überladung der Mahlzeiten mit Fleisch, meistens Huhn, erzeugt regelrecht Abneigung.


Er hat wenigstens zu der kleinsten Einheit Fleisch auf der Speisekarte Kohlsalat und Mais genommen

Dann wurde es witzig. Irgendwie piepte es um ihn, nicht verortbar aber durchdringend. Der Chronist war hier schon mal von einem Vogel angegangen worden, aber ein Vogel war nicht zu sehen. Bis er schließlich Massen Erdhörnchen entdeckte, die sich mit diesen Vogelstimmen ähnlichen Geräusch gegenseitig warnten. Der Chronist wollte authentisch sein, setzte sich an ein Loch und wollte warten, bis die Insassen wieder auftauchten. Aber der Oberaufpasser machte ein derartiges Spektakel, dass dieses Vorhaben nutzlos war.



Vielleicht montiert das Backoffice hier ein Erdhörnchen hinein ;-)

Zwischendrin tauchen neben der Bahn interessante Baustellen auf, die wohl dem Erdölfracking dienen. Riesige Lärmschutzwände umzu schirmen die Umgebung gegen die lauten Maschinengeräusche ab, die für den Förderprozess des Erdöls nötig sind. Die alten nickenden Schwengelpumpen daneben stehen still.


In Denver; nach irgendeinem Ranking des Internets die lebenswerteste Stadt der USA

Denver Clan, für die Youngsters unter euch kein Begriff, für den Chronisten sehr wohl. Glaubte er jedenfalls. Aber er hat vorsichtshalber nachgeschaut und lag daneben. Er hat früher nicht Denver Clan gesehen, sondern Dallas. Heute würde er sagen, beide Serien gehören vor Gericht wegen Zeitdiebstahls.


Was er mit Respekt und Freude schon von weitem gesehen hat, sind die Rocky Mountains. Eine Kette von Bergen mit schneebedeckten Gipfeln. Es geht aufwärts. Denver wird auch 1-Mile-City genannt, weil sie auf einer Meile über Normalnull liegt. Der Chronist kletterte ja heute von rund 1200m auf rund 1600m, gleichmäßig verteilt über die gesamte Strecke. Morgen sitzt er wieder im Bus, übermorgen wird es relieftechnisch ziemlich interessant. Colorado ist irgendwie attraktiv, ebenes Land wechselt sich ab mit sanften Hügeln, fast baumlos und jetzt noch am Horizont die Berge. Nicht diese straflagerähnliche Unendlichkeit Nebraskas.


Ankommercafe mit Sofa und Süßem

Der Chronist hat ein schickes Café in der Lounge eines Bürohochhauses gefunden, fleetzt sich nach der langen Tour in die Polster, genießt Americano und Gebäck und schaut sich drei Yuppies aus, die er gleich befragen will. Auch gespannt darauf, was die Großstadtstimme im Westen so von sich gibt. Aber er läuft glatt vor die Wand. Er hat es seiner Meinung nach höflich und verständlich vorgetragen, aber von links nach rechts lauten die Antworten: Ich wähle nicht, ich hätte gerne Nikki Healey gehabt, ich muss darüber länger nachdenken. Bei der Frage nach den Vornamen lehnen sie bestimmt ab und gehen. Ja. Gehört dazu.

Er hat ja noch den morgigen Vormittag, der Bus geht erst um zwölf. So jetzt ist die Wäsche fertig. Danach bleibt noch Zeit für einen Schlendergang durch Denver, elegante Hochhäuser, reiche, alte Gebäude, Kunst an jeder Ecke. Der Chronist hat sich zu einer fragmentarischen Welterkundung in einem deutschen Restaurant entschlossen. Es ist zwar teuer da, aber ergiebig. 


Die Gäste kommen her zur Reisevorbereitung; Currywurst für den Sitznachbarn Jack

Jack fliegt im Juli nach München und tingelt von dort nach Brüssel, einen Freund besuchen. Er liefert dem Chronisten 0-50-50, will seinen Beruf erst nach seiner Pensionierung verraten und  möchte kein Foto. Jack lebt in Chicago.

Kenyon kommt daher, wo der Chronist als nächstes hinwill: Salt Lake City

Kenyon hat damit weniger Probleme. Er reist im Oktober für zwei Wochen nach Deutschland. Eine geführte Tour. Seine Antwort lautet 100-0-0. Kenyon ist Atheist, hat zwei Kinder und arbeitet als Elektriker in der Automatisierung.

Bis morgen.


https://www.relive.cc/view/vxOQjmKrk26

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